Feindbildband


NAZIS RAUS, FUCK THE POLICE, Tod den Bonzen – allesamt begrifflich visualisierter Ausdruck des Wirkens von Feindbildern. Sie transportieren aggressive Verachtung und nicht selten ausgestoßene Drohungen. Doch wie entstehen solche Bilder, denen Hass, Wut, erklärte Feindschaft zugrunde liegen? Wie kommt es dazu, dass ein Mensch andere Menschen zum Feind erklärt? Die Verhärtung von Vorurteilen, das Aufgreifen von Stereotypen und die Nutzung von Klischees helfen ganz einfach Grenzen zu ziehen zwischen dem einen und einem anderen. Feindbilder entlasten vom eigenen Gefühl der Unsicherheit, von mangelnder Selbstsicherheit oder dem Empfinden, sozial an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden zu sein. Dabei spielt es nicht wirklich eine Rolle, ob bohrende Benachteiligung, drückende Chancenlosigkeit oder Ausgrenzung im Alltag tatsächlich reale Entsprechungen haben.

Vorstellungsbilder entstehen im Kopf, es sind Projektionen. Allein die Einbildung reicht, es könnte passieren. Das Feindbild bietet Sicherheit, es verbindet Menschen, schmiedet sie in Gruppen zusammen. Hier werden die Bilder vom gemeinsamen Feind zu einer allgemein akzeptierten Wahrheit. Und diese ist quasi unantastbar nicht mehr zu hinterfragen. Allein das Bild vom entmenschlichten Feind entmenschlicht dessen Träger. Denn die Mobilisierung angstbesetzter Abwehr- und Verteidigungsreflexe beraubt Menschen ihrer Freiheit, zu jeder Frage öffentlichen Gebrauch von ihrem Verstand zu machen. Joachim B. Schulze spürt solche Bilder oder Wahrheiten auf, sammelt und dokumentiert sie.
Ute Reinhöfer