Das Fremde und das Eigene


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Das Fremde verunsichert, weil es sich nur schwer einschätzen lässt. Ist es freundlich gestimmt oder konkurriert es mit dem eigenen alltäglichen Erleben, den vertrauten Gefühlen und geläufigen Werten? Gewissheiten geraten ins Wanken, wo sie auf Unerklärliches stoßen. Maria beispielsweise – Sinnbild für Anmut und Mutterschaft –, die Darstellung der Heiligen, verweist auf eine unauflösliche Distanz; vertraut und verwirrend unerreichbar zugleich. Zu fremd ist die Vorstellung einer unbefleckten Empfängnis, die menschliches Leben hervorzubringen vermag und doch glauben wir. Nicht zuletzt überrascht die Begegnung mit der Fremde in einer globalisierten Welt mit vielfältigen neuen Möglichkeiten, Dinge und Geschehen um uns herum freier zu sehen, den eigenen Horizont zu weiten und neue Perspektiven entwickeln zu können. So unterwegs in Indien und anderswo erleben wir uns selbst auch als Fremde. Mitunter fremdeln wir sogar ein wenig. Dennoch nähern wir uns neugierig ungewohnter Lebensart, ohne das Eigene aufzugeben. Vielmehr projizieren wir unsere eigenen Anschauungen auf das, was wir wahrnehmen. Das Bild vom Fremden zeigt immer gleichsam das Selbst des Fotografen. Aber die Fremde fordert ihrerseits auch heraus: Sieh her, versuche zu verstehen, berichte der Welt mit deinen Fotografien, was du hier erlebt, an Bekanntem gefunden, und vielleicht an Eigenem in dir erst entdeckt hast.

Ute Reinhöfer, [schassen galerie], 2013

UTE REINHÖFER // deep inside myself, 2010
CHRISTOPH BEER // Zweieinhalb Sekunden Indien, 2000
RAMON MILLER // das FRemde und das EIgene, 2005 – 2013