Seit 14 Tagen produziert ihr die Studiogesprächsreihe Ansichten & Absichten. Wie groß ist die Resonanz bei den Kandidaten?

Bea: Das Projekt ist sehr gut angelaufen. Die Kandidaten beteiligen sich rege an den Gesprächen und an den Interviewterminen. Und wir freuen uns natürlich, dass wir den Zuschauern viele Kandidaten vorstellen können.
Adina: Wir haben wirklich sehr viele Telefonanrufe erhalten und das freut uns vor allem deswegen besonders, weil es zeigt, dass dieses Format Anklang findet. Es kann für die Zuschauer sehr hilfreich sein, die Kandidaten, intensiver kennen zu lernen, als das sonst im Wahlkampf vielleicht möglich ist.

Unter den Kandidaten sind "alte Hasen" und Kandidaten, die sich zum ersten Mal zur Wahl stellen. Wie präsentieren sie sich? Welche Unterschiede könnt ihr ausmachen? Gibt es überhaupt welche?
Adina: Rhetorisch gibt es manchmal Unterschiede. Man merkt bei den erfahrenen Kandidaten, dass sie es gewöhnt sind oder die Übung haben, sich vor der Kamera zu präsentieren. Aber ich denke, dass das manchmal gar nicht so der ausschlaggebende Faktor ist, weil das Ziel der Sendung auch darin besteht, den Politiker menschlich kennen zu lernen. Und da spielt es oft keine Rolle, wie kameraerfahren jemand ist, sondern dass tatsächlich die eigene Meinung oder der Charakter des Menschen zum Vorschein kommt. Das zählt und macht auch sympathisch.
Bea: Es ist auch erfrischend, mal jemanden vor der Kamera zu haben, der noch nicht so erfahren ist! Es waren auch viele Jungpolitiker bei uns im Studio, und deren Sprache ist natürlich der Jugend näher als die Sprache der erfahrenen Politiker, was sie meist natürlicher und volksnah erscheinen lässt. Das muss man einfach sagen, insgesamt haben es alle gut gemacht. Es kommt nicht so sehr auf die Sprache an, sondern auf die Inhalte, und da haben sie sich alle sehr gut präsentiert.

Wann können die Fernsehzuschauer die Politikerporträts sehen?
Bea: Die Sendereihe wird ab dem 23. April ausgestrahlt und parallel dazu produzieren wir weiter bis zum 28. April 2014.
Adina: Es gibt also nur noch einen Produktionstermin nach Beginn der Ausstrahlung.

Wie könnt ihr es da schaffen, allen Kandidaten eine Plattform zu bieten?
Adina: Es ist natürlich ein straffer Zeitplan notwendig, um die Sendungen bis zum Ausstrahlungsbeginn vollständig zu produzieren. Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir abgeklärt, dass wir eventuell einen zusätzlichen Produktionstermin immer am Dienstagvormittag einplanen.
Bea: Zwar sind viele Kandidaten auf den jeweiligen Parteilisten aufgestellt, aber es liegt auch im Ermessen des Politikers, sich bei uns zu melden. Es ist ein Angebot, das die Politiker freiwillig nutzen können.
Adina: Da es ein Angebot ist, das die Politiker nutzen können oder auch nicht, können wir nur die Porträts derer senden, die sich letztlich bei uns anmelden.

Warum ist nach dem 28. April Schluss? Welche Pläne haben Sie nach dem Projekt Ansichten & Absichten?
Bea: Unser Projekt endet am 28. April und das hat einen bestimmten Grund. Normalerweise ist die Wahl ja erst am 25. Mai und man könnte das Format noch weiter produzieren, aber wir sind dann nicht mehr in Gera. Wir beginnen eine Hospitanz beim Hessischen Rundfunk.
Adina: Das ist im Grunde ein mehrmonatiges journalistisches Praktikum, in dem man in die Sendungsabläufe innerhalb einer Redaktion der Rundfunkanstalt eingearbeitet wird.

Ich möchte noch einmal auf den Sendetermin zurückkommen. Im Moment produziert ihr. Wann werden die Zuschauer die Porträts sehen können?
Bea: Wir können noch keine genaue Sendereihenfolge festlegen. Es wird aber wohl eine regelmäßige Sendezeit etwa zwischen 18 Uhr und 20 Uhr geben. Damit es fair bleibt, soll jeder Politiker die gleiche Sendezeit erhalten. Der wöchentliche Senderhythmus des Offenen Kanals wird dabei unterbrochen und wir räumen den Sendungen so viel Platz ein, wie sie benötigen, damit alle Interviews tatsächlich ausgestrahlt werden können.
Adina: Normalerweise werden die Beiträge wochenweise in einer Schleife gesendet. Für Ansichten & Absichten wird das geändert. Das Programm wird sich dann alle zwei oder drei Tage verändern.
Bea: Der genaue Rhythmus hängt von der Anzahl der geführten Interviews ab.
Adina: Im Lokalfernsehen ist das die Primetime. Das ist die Sendezeit, wo gewöhnlicherweise die meisten Zuschauer das lokale Programm einschalten. Die Sendungen werden natürlich aber auch in der Mediathek des Offenen Kanals zu finden sein, so dass man jeder Zeit die Möglichkeit hat, sämtliche Interviews noch einmal anzuschauen.

Welche Erfahrungen nehmen Sie für sich persönlich aus der Produktion Ansichten & Absichten mit?
Adina: Ansichten & Absichten hat mir sehr geholfen, einen näheren Blick in die politischen Abläufe zu gewinnen und dass man einerseits bürokratischen Anforderungen gerecht werden muss, aber andererseits auch wirklich die menschliche Seite dieser ganzen Interaktion erfahren kann. Vor allem, dass auch gerade Politiker darauf angewiesen sind, sich in der Öffentlichkeit sehr gut präsentieren zu können. Und mit diesem Format sind wir in der Lage, die persönlichen Geschichten der Politiker kennenzulernen und auch zu schauen, was steckt hinter vermeintlichen Phrasen? Was sind das für Menschen, die unsere Stadtpolitik lenken und die Zukunft unserer Stadt bestimmen?
Bea: Was ich besonders interessant fand, war den Unterscheid zur Landespolitik kennenzulernen. Mir war vorher nicht so bewusst, dass es da tatsächlich so große Unterschiede gibt, aber man merkt, dass es eine sehr viel persönlichere und menschenbezogenere Politik hier vor Ort in der Stadt ist. Durch das Format hat man wirklich die Möglichkeit, am Wahltag auch eine informierte Wahlentscheidung zu treffen, die eben nicht nur auf Informationen beruht, die man aus Programmheften der jeweiligen Partei herauslesen konnte.

Vielen Dank für das Gespräch, noch viele gute Produktionen und ab 28. April eine erfolgreiche Hospitanz.