Es macht Spaß, Nutzern bei der Gestaltung von Fernsehbeiträgen zu helfen


Interview mit Doreen Fulde, Auszubildende im 2. Lehrjahr

Zur Wahlsondersendung am 7. Juni �bernahm Doreen Fulde (rechts hinten) die Aufnahmeleitung im Studio.

Was hat Sie an der Ausbildung zum Mediengestalter interessiert?
Mich hat das Erstellen von Beiträgen gereizt. Redaktion, Kamera, Ton - man kann alles machen. Am meisten  interessiert mich der Schnitt und da bot die Ausbildung eine gute Möglichkeit, die Grundlagen und Feinheiten des Berufes kennenzulernen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Ich wusste ja in etwa, in welche Richtung es gehen sollte. Ich habe immer gern gezeichnet und gemalt. Es sollte etwas Kreatives sein. Deshalb habe ich verschiedene Praktika absolviert. Die Aufgaben und Tätigkeiten im Offenen Kanal haben mich dann sofort angesprochen, da fiel mir die Entscheidung für eine Ausbildung zur Mediengestalterin in Bild und Ton leicht.

Was macht Ihnen innerhalb Ihrer Ausbildung besonders Spaß?
Das Zusammenschneiden von Beiträgen, ganz egal, ob das mit der Live-Regie passiert oder in der Postproduktion direkt am Schnittplatz. Besonders gut finde ich an meiner Ausbildung im Offenen Kanal Gera, dass ich bei der Postproduktion viele Nutzer begleiten darf und ihnen bei der Gestaltung ihrer Fernsehbeiträge helfen kann.

Sie haben in den letzten Wochen und Monaten an großen Produktionen mitgewirkt. Wie haben Sie diese Herausforderung angenommen?
Ja, ich war in der Wahlsendung das erste Mal als Aufnahmeleiterin eingesetzt. Das war schon etwas Besonderes. Ich musste ganz aktuelle Sachen, die live hereinkamen, in die Sendung einbauen. Wir haben nicht nur im Studio produziert, sondern es waren mehrere Teams auf den Wahlpartys der Parteien unterwegs und haben dort Stimmungen eingefangen.  Hier musste ich reagieren und schauen, wie ich dies in die Sendung einfügen kann. Das Spannende war, dass ich von vornherein nicht wusste, wie die Sendung läuft, das Konzept musste immer wieder etwas umgeändert werden.

Also ganz spontan?
Nein, es gab natürlich einen Ablaufplan, aber die Sendung lebte ganz wesentlich von den aktuellen Auszählungsergebnissen, die Thomas Triemner unseren Zuschauern mitteilen musste. Parallel dazu breitete Martin Groß die Grafiken auf, die er zeitgleich einblendete. Ich wusste auch nicht, ob jeder Studiogast wirklich zur richtigen Zeit im Sender sein würde. Weitere Besucher sollten außerdem die Möglichkeit haben, sich zur Wahl zu äußern. All das musste ich als Aufnahmeleiterin berücksichtigen und bewältigen.

Was liegt Ihnen rückblickend mehr: die Arbeit allein am Schnittplatz oder im Team, wie Sie es zur Wahlsendung erlebt haben?
Offen gestanden: Beides. Es gibt gewisse Aufgaben, bei denen ich lieber selbst die Hand darüber halte und meine gestalterischen Vorstellungen umsetze. Bei anderen wiederum freue ich mich,  in einem guten Team arbeiten zu können, wie zum Beispiel zur Wahlsondersendung oder auch in der öffentlichen Produktion zur Städtepartnerschaft Gera - Nürnberg.

Welche Aufgaben haben Sie in der öffentlichen Talksendung übernommen?
Da war ich für die Bildmischung zuständig. Die Schwierigkeit bestand darin, dass der Talk durch die Regie nicht direkt verfolgt werden konnte. Wir produzierten die Gesprächsrunde im Stadtmuseum mit Publikum. Man wusste nicht, welche Kameraposition als nächste anzusprechen sei. Ich musste also sehr schnell auf das, was passierte, reagieren. Da muss man sich voll auf den anderen verlassen. Ich habe eng mit Annika Hohmann zusammengearbeitet. Sie ist im gleichen Ausbildungsjahr wie ich. Sie hat mit den Kameraleuten kommuniziert, welche Einstellung zu nehmen ist.

Welchen Unterschied gibt es zwischen Produktionen mit und ohne Publikum?
Die Leute vor Ort lassen in der Regel die live erlebte Sendung gern noch einmal Revue passieren. Das erhöht den Anspruch, weil man die Veranstaltung so wiedergeben möchte, wie sie tatsächlich war. Ich musste also die Bilder der Talkrunde schlüssig aufnehmen und abmischen.

Der Offene Kanal begleitet seit 2003 die Höhlerbiennale. Sie waren für das Tonabmischen bei der Aufzeichnung des diesjährigen Kunstsymposiums zuständig. Das klingt sehr technisch, worin bestand für Sie die Herausforderung?
Ich habe den Konferenzton direkt von der Hausanlage bzw. dessen Techniker übernommen.  So hatte ich nur bedingt die Möglichkeit einzugreifen, wenn etwas schief ging. Eigentlich muss man sich bei derartigen Aufzeichnungen auf die Raumbeschallung grundsätzlich verlassen können, denn wir produzieren ausschließlich für den Aufzeichnungston, und den kann man im Raum nicht hören. Andererseits ist der Aufzeichnungston vom Raumton abhängig. Natürlich bin ich sehr unzufrieden, wenn ich meinem Partner vielleicht nicht das gewünschte Ergebnis liefern kann. Deshalb sollte für Veranstaltungen, die für das Fernsehen aufgezeichnet werden, immer auch ein professioneller Tontechniker mit der Beschallung beauftragt werden. Dann stimmt auch der Ton im Fernsehen.

Welches Projekt hat Sie während Ihrer Ausbildung besonders  beschäftigt?
Das war ganz eindeutig das Projekt "Die 68er". Bei diesem Projekt ging es ja gleich um die Gestaltung einer ganzen Themenwoche. Für diese war ich zwar nicht redaktionell zuständig, habe aber viel aufgenommen und geschnitten. In der Postproduktion erstellte ich außerdem eine Dokumentations-DVD.

Was lässt Sie verzweifeln?
Wenn die Technik nicht so funktioniert, wie ich es will. Ich bin nicht die Technikerin. Wenn etwas schief läuft, muss ich sehen, wie ich trotzdem klar komme. Das geht manchmal beim Digitalisieren der Bänder los.

Was wollen Sie nach der Ausbildung machen?
Also, ich möchte auf jeden Fall als Cutterin tätig werden und am liebsten in die Postproduktion von kleinen Nachrichten oder Beiträgen gehen. Es ist ja klar, dass man hier in der Gegend eher nichts dergleichen finden kann. Deshalb möchte ich gern in eine größere Stadt, an einen Medienstandort Fuß fassen.

Vielen Dank für das Gespräch und weiter viel Erfolg.