Der weibliche Blick im Bürgerfernsehen


Gibt es so etwas wie den weiblichen Blick oder Frauenfernsehen? Dieser Frage wollen Geraer Mädchen und Frauen ab 16 Jahren in einem Medienkunstworkshop nachgehen und experimentell erproben.

Franziska Steudner, Christel Wagner-Schurwanz und Ute Reinh�fer (v.l.n.r.) beraten die n�chsten Themen.

Katharina Klung, Studentin an der Universität Jena, hat hierfür ein Konzept entwickelt, das von der Auseinandersetzung mit dem Experimentalfilm über Montageformen bis zur Analyse des Avantgardefilms reicht.

Gemeinsam mit dem Verein Hilfe für Frauen in Not e. V. bietet der Offene Kanal Gera den Wochenendworkshop "Der weibliche Blick" vom 17. bis 19. April 2009 an. Dabei soll es besonders um die Arbeit mit den Möglichkeiten des Bürgerfernsehens gehen. Die Teilnehmerinnen des Workshops werden die Mittel der Bildgestaltung im Allgemeinen und die Besonderheiten des Experimentalfilms kennen lernen und so die Möglichkeiten von Kunst im Videofilm erfahren. Darüber hinaus soll durch die Gestaltung eines eigenen Filmprojektes der gesamte Produktionsprozess von der Ideenfindung bis zur Postproduktion durchlaufen werden. "Der Workshop trägt dazu bei, im Sinne der handlungsorientierten Medienpädagogik soziale, kommunikative und Lernkompetenzen der Teilnehmerinnen zu fördern", sagt Ute Reinhöfer, Leiterin des Offenen Kanals.

Auch Christel Wagner-Schurwanz geht es im Bürgerfernsehen um die weibliche Perspektive. In espresso.tv unter dem Sendetitel "Frauen sind 100% wert! Gleicher Lohn fär Frauen und Männer" setzt sie vor allem frauenpolitische Themen in Szene. Ihr Diskussionsansatz bildet eine EU-Kampagne zum gleichberechtigten Lohngefäge, die gerade auf den Weg gebracht wurde. Die Lohnungerechtigkeit zwischen Frauen und Männern sei nicht länger hinnehmbar, wenn europaweit 17,4 Prozent und in Deutschland 23 Prozent der Frauen weniger verdienten als ihre mönnlichen Kollegen. Dafür seien Teilzeitbeschäftigungen und Armutslöhne die Basis, weiß Astrid Rothe-Beinlich, die frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, die eine Talkrunde zu diesem Thema im Bürgerfernsehen moderierte. 

Eine weitere Perspektive auf das Weibliche in der Gesellschaft boten Vertreterinnen des Vereins Hilfe für Frauen in Not e.V. anlässlich des Frauentags mit der Sendung  "Starke Frauen im Ehrenamt". Moderatorin Julia Turre hatte sich dafür drei Frauen ins Studio des Offenen Kanals eingeladen, die aufgrund ihres besonderen Engagements für andere ausgezeichnet worden waren. Ruth Piehler vom Seniorenschutzbund "Graue Panther" und Mitbegründerin des Seniorenbeirates, Ingrid Träger vom Verein Nachbarschaftshilfe e.V. und Claudia Poser von Unicef Deutschland, berichteten über Motivationen, Herausforderungen und Glückserlebnisse in der täglichen Arbeit für Hilfebedürftige.

Dabei ist der weibliche Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse nicht nur auf die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen gerichtet, wertet Ute Reinhöfer die Initiativen ihrer Nutzerinnen. Vielmehr sei darin das Streben zu sehen, etwas Eigenes gleichberechtigt und hochwertig einzubringen. Praktikantin Franziska Steudner habe dies vielfach in ihren Produktionen über kulturelle, wirtschaftlliche und soziale Entwicklungen in der Stadt gezeigt. Eine sachliche und vor allem objektive Berichterstattung sei Franziska wichtig, damit Zuschauerinnen und Zuschauer sich ein eigenes Bild machen könnten, und schließlich bietet die Arbeit am Schnitttisch gestalterische Möglichkeiten, jedes Thema in diesem Sinne auf den Punkt zu bringen, meint sie selbst.

Nach ihrem Praktikum möchte Franziska eine Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton beginnen, und das Team des Offenen Kanals drückt ihr dafür die Daumen.