Themenwoche im Geraer Bürgerfernsehen


„20 Jahre Besetzung der Bezirkverwaltung des Ministeriums der Staatssicherheit in Gera“

Der Offene Kanal Gera sendete bis zum 20. Januar eine Themenwoche zum Ende der Staatssicherheit im Bezirk Gera.

Mutige Bürger besetzten in den ersten Januartagen 1990 die letzte noch funktionierende Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in Gera. Damit wurde ein wichtiger Eckstein der Herrschaft der SED unter die Kontrolle des Bürgerkomitees gestellt. In insgesamt zwölf Sendebeiträge beschäftigen sich Nutzerinnen und Nutzer des Bürgersenders mit dem Wirken der Staatssicherheit in Gera. Vor allem die Sicht der Opfer, erlittene Repressalien und politisches Unrecht werden thematisiert.

So befasste sich der Schüler Sebastian Scheler mit dem ungeklärten Tod von Matthias Domaschk. In einem sensiblen Porträt zeigt der Beitrag die unangepasste und lebensnahe Jenaer Szene, der Matthias Domaschk angehörte. Seine ungerechtfertigte Verhaftung und sein plötzlicher Tod im Stasi-Knast 1981 in Gera lenken den Blick auf die menschenverachtende Ideologie dieses Geheimdienstes.

Wer einmal in die Fänge der STASI kam, war verloren. So jedenfalls könnte man denken, wenn man die Zeitzeugenberichte aus mehreren Jahrzehnten anschaut. Ob Erich Bergner, Siegfried Opitz oder Günther Ullmann, alle Opfer berichten von perfider und gezielter Vernichtung der Würde des Menschen.

Dabei wird kein Lebensbereich ausgespart: Vom Theater bis zum Umweltschutz, überall überwachte der Sicherheitsdienst der DDR die eigenen Bürger.

Neben der Berichterstattung, die vor allem das historische Zeitgeschehen erfasst, wird eine Diskussionsrunde ausgestrahlt, welche sich der generationenübergreifenden Verständigung und politischen Bildung widmet. Im Dialog der Generationen diskutieren drei Generationen aus Ost und West die damaligen Ereignisse und versuchen, auch aktuelle Aktivitäten von Geheimdiensten und staatlicher Überwachungsmaßnahmen zu hinterfragen.

In diesem Zusammenhang zeigen Schülerinnen und Schüler einer 11.Klasse aus dem Liebegymnasium in Gera Interviews mit Menschen, die vor 20 Jahren aus der anonymen Masse heraustraten. Spannend zu verfolgen, wie sie die Ereignisse mit dem Abstand von 20 Jahren wiedergeben.

Die Sendungen der Themenwoche widmen sich zudem auch dem Ende der STASI in Gera. Die evangelische Pfarrerin Döring und ihr Amtsbruder Geipel erzählen noch einmal von der großen Bedrängnis der Menschen und wie sie die Friedensgebete in den Kirchen nutzten, um ihren Unmut mit der SED und der STASI loszuwerden.

Die ausgewählten Sendungen der Themenwoche zeigen deutlich, wie sehr die Menschen der Region noch nach 20 Jahren an der Aufarbeitung der Machtstrukturen in der DDR interessiert sind. Mit der Themenwoche würdigen die Nutzerinnen und Nutzer des Geraer Bürgerfernsehens Ereignisse und Menschen, die sonst dem Vergessen anheim fallen würden.

Die Beiträge sind ab 20. Januar 2010 unter www.mediathek-thueringen.de unter der Sonderrubrik 20 Jahre Mauerfall abrufbar.